Geschichte

Ver­eins­ge­schich­te

Geschichts­ver­ein Idstein

In Idstein, im Hotel Zum Deut­schen Kai­ser in der Ober­gas­se, heu­te Deut­sches Haus, tra­fen sich am 25. Janu­ar 1902 abends drei Her­ren aus Wies­ba­den mit einer Anzahl von Idstei­nern. Die Idstei­ner waren Mit­glie­der des Wies­ba­de­ner Alter­tums­ver­eins, und bei den drei Wies­ba­de­ner Her­ren han­del­te es sich um den Muse­ums­di­rek­tor Dr. Rit­ter­ling, den Archiv­rat Dr. Wag­ner und den Biblio­the­kar Dr. Zed­ler. An die­sem Abend wur­de eine Sek­ti­on Idstein des Wies­ba­de­ner Alter­tums­ver­eins gegrün­det, die sich fort­an Orts­grup­pe Idstein des Ver­eins für Nas­saui­sche Alter­tums­kun­de und Geschichts­for­schung nann­te. Als Grund­la­ge setz­te man fest, dass die neue Orts­grup­pe kein selbst­stän­di­ger Ver­ein, son­dern ledig­lich ein Organ des Haupt­ver­eins sein will.

Initia­tor des Tref­fens war der Idstei­ner Dekan Dörr. Er lehn­te wegen Arbeits­über­las­tung die Über­nah­me des Ver­eins­vor­sit­zes ab. Zum Ers­ten Vor­sit­zen­den wur­de der evan­ge­li­sche Pfar­rer Paul Moser gewählt, Schrift­füh­rer und Kas­sie­rer wur­de Rechts­an­walt Hama­cher. Als Jah­res­bei­trag
leg­te man 5 Reichs­mark fest, von denen 4 Reichs­mark nach Wies­ba­den flos­sen. Dafür erhiel­ten die Idstei­ner reich­lich kos­ten­lo­se Druck­sa­chen, unter ande­rem die Nas­saui­schen Anna­len sowie tat­kräf­ti­ge Hil­fe bei allen auf­tau­chen­den Fra­gen.

Zu den frü­hen Mit­glie­dern des Idstei­ner Ver­eins, die zuvor Mit­glie­der im Wies­ba­de­ner Ver­ein gewe­sen waren, zähl­ten:
Maler Til­sen, der an der Bau­schu­le unter­rich­te­te, Bau­in­spek­tor Sche­rer, Amts­ge­richts­rat Lie­ber, Ober­förs­ter Lie­ber, der Arzt Dr. Klein, Forst­meis­ter Gie­se, Bau­schul­di­rek­tor Carl Wage­ner, der katho­li­sche Pfar­rer Buscher und die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de. Im Grün­dungs­jahr 1902 stie­ßen diver­se Her­ren dazu, die ent­we­der am Idstei­ner Amts­ge­richt oder an der Bau­schu­le tätig waren, so Pro­fes­sor Reu­ter. Etwas spä­ter tra­ten Buch­dru­cke­rei­be­sit­zer Georg Grand­pierre, Kauf­mann Zie­gen­mey­er, der Wörs­dor­fer Pfar­rer Wil­helm Mül­ler, Bau­un­ter­neh­mer Kap­pus, der Arzt Dr. Petsch, die Stadt Idstein, der Direk­tor der Idio­ten­an­stalt Schwenk, Bau­un­ter­neh­mer Tap­pe und der Escher Pfar­rer Erwin Gross, der auch schrift­stel­ler­te, der Betrei­ber des Idstei­ner Elek­tri­zi­täts­werks Oskar Jae­kel, Amts­rich­ter Hader­mann und ziem­lich rasch nach sei­nem Zuzug 1911 der Kunst­ma­ler Ernst Toep­fer dem Ver­ein bei. Von 1908 bis 1912 war auch eine Dame Mit­glied, die Wit­we Emma Bau­mann.

Nun konn­te man sich in die Ver­eins­ak­ti­vi­tä­ten stür­zen. Es wur­den Ver­samm­lun­gen durch­ge­führt, bei denen über bestimm­te The­men Refe­ra­te gehal­ten wur­den und über die die Zei­tung berich­te­te. Wei­ter traf man sich zu Sit­zun­gen, die nur per Pro­to­koll fest­ge­hal­ten sind. Ver­eins­lo­kal war zunächst der Deut­sche Kai­ser in der Ober­gas­se, spä­ter das Lamm. An den Vor­trags­ver­an­stal­tun­gen und an den Aus­flü­gen zu geschichts­träch­ti­gen Zie­len nah­men Mit­glie­der nebst Damen und Gäs­ten teil. Der Aus­flug im Juni 1909 z. B. führ­te nach Wall­ra­ben­stein, wo man bei Jaco­bi mit Kaf­fee, Bröt­chen, But­ter und Gelee ves­pern woll­te. Im Anschluss dar­an soll­te es Mer­ze­bier geben.

Bau­schul­di­rek­tor Wage­ner öff­ne­te den Ver­eins­mit­glie­dern die Biblio­thek der Bau­schu­le. Die Erfas­sung sämt­li­cher nas­saui­scher Lite­ra­tur im Pri­vat­be­sitz der Ver­eins­mit­glie­der wur­de betrie­ben, um sie gleich­falls all­ge­mein zu nut­zen. Als her­aus­ra­gen­de Vor­ha­ben wur­den fest­ge­hal­ten: Erfor­schung des Hexen­turms; Erfor­schung der Unter­ge­schos­se des Tor­bo­gen­ge­bäu­des (heu­te Kanz­leitor); Erfor­schung des Limes bei Idstein; Erfas­sung cha­rak­te­ris­ti­scher Bau­ern­häu­ser durch Beschrei­bung, Abbil­dung und Ver­mes­sung; Samm­lung alter Inschrif­ten in Idstein; Samm­lung von Flur­na­men. Einen viel­be­ach­te­ten Vor­trag hielt Archi­var Eggers aus Wies­ba­den 1909 über Gar­ten­bau­kunst am Hofe zu Idstein im 17. Jahr­hun­dert. Zu sei­nem Vor­trag brach­te er Ori­gi­nal­zeich­nun­gen des Idstei­ner Schloss­gar­tens aus dem 17. Jh. mit, die damals in Darm­stadt auf­be­wahrt und im 2. Welt­krieg durch Kriegs­ein­wir­kun­gen ver­nich­tet wur­den. Um 1930 edier­te der Ver­ein zwei Blät­ter der Darm­städ­ter Zeich­nun­gen per Kup­fer­tief­druck. Immer wie­der geäu­ßert wur­de der Wunsch nach Ein­rich­tung eines Hei­mat­mu­se­ums. End­lich, nach gro­ßem Ein­satz des Ver­eins, konn­te die Insti­tu­ti­on 1925 im Saal des Tor­bo­gen­ge­bäu­des eröff­net wer­den.

Ers­te ver­eins­ei­ge­ne Text-Publi­ka­tio­nen waren die bei­den Heft­chen Bau­stei­ne zur Geschich­te der Stadt Idstein. Im Janu­ar 1925 star­te­te die Bei­la­gen­rei­he Idstei­ner Hei­mat­schau in der Idstei­ner Zei­tung, die im Som­mer 1943 aus­lief. Haupt­trieb­fe­der die­ser Publi­ka­ti­ons­rei­he war der Idstei­ner Rek­tor Max Zie­mer, der nach dem Tod von Rechts­an­walt Hama­cher 1915 Ver­eins­vor­sit­zen­der wur­de und die Rei­he nach sei­ner Ver­set­zung in den Ruhe­stand 1931 und sei­nem Weg­zug nach Wies­ba­den fort­setz­te.

In den letz­ten Kriegs­jah­ren kam das Ver­eins­le­ben zum Erlö­schen und wur­de zunächst auch nicht wie­der belebt, zumal Max Kirms­se 1946 und Max Zie­mer 1948 ver­star­ben. Die ver­blei­ben­den Idstei­ner Ver­eins­mit­glie­der ori­en­tier­ten sich nach Wies­ba­den. 1979 rief Bür­ger­meis­ter Her­mann Mül­ler gemein­sam mit dem Idstei­ner Leh­rer Karl­heinz Bern­hard zur Neu­grün­dung auf, und bereits nach kur­zer Zeit konn­te der Ver­ein für Nas­saui­sche Alter­tums­kun­de und Geschichts­for­schung Idstein – Tau­nus eine erstaun­lich gro­ße Men­ge Mit­glie­der ver­zeich­nen. Zur 700-Jahr­fei­er des Stadt­rechts­ju­bi­lä­ums 1987 gab der Ver­ein einen von Dr. Karl Heinz Schmidt redi­gier­ten Sam­mel­band als Reprint der Idstei­ner Hei­mat­schau her­aus und Rena­te Her­den stell­te einen Post­kar­ten­ka­len­der mit Idstei­ner Ansich­ten zusam­men. Mehr­fach unter­stütz­te der Ver­ein durch Geld­spen­den die Restau­rie­rung von Kunst­wer­ken im Idstei­ner Schloss. 2008 konn­te aus dem Kunst­han­del das Gemäl­de Pan­ora­ma­an­sicht Idsteins von Wes­ten des Idstei­ner Malers Wil­helm Wink­ler erwor­ben wer­den, das die Stadt im Jahr 1894 zeigt. Das Bild hängt als Leih­ga­be im Magis­trats­sit­zungs­zim­mer. 2017 brach­te der Ver­ein in zwei Auf­la­gen das viel begehr­te Ent­de­ckungs­spiel Idstein Qua­dra­tisch mit 24 gut foto­gra­fier­ten Idstein-Moti­ven auf den Markt.

Seit 2007 trägt der Ver­ein den kür­ze­ren Namen Geschichts­ver­ein Idstein – Zweig­ver­ein im Ver­ein für Nas­saui­sche Alter­tums­kun­de und Geschichts­for­schung e. V. Die enge Ver­bin­dung zum Wies­ba­de­ner Haupt­ver­ein besteht nach wie vor. Nach wie vor dür­fen wir uns all­jähr­lich unser Kon­tin­gent der Nas­saui­schen Anna­len in Wies­ba­den abho­len. Der Jah­res­bei­trag beträgt jetzt aller­dings 35 Euro.